Preismissbrauch bei den Versorgern?

Es ist Zeit, die Fernwärmepreise zu hinterfragen.

Gewichtungen, Indizes und Referenzwerte – die Preisgestaltung im monopolistischen Fernwärmesektor ist für den Verbraucher undurchsichtig. Wir bringen Licht ins Dunkel.

Die Willkür der Preisgestaltung im Monopolmarkt Fernwärme

100 Stadtwerke – 100 Fernwärmepreise

Natürlich bewegt sich die Preisgestaltung vieler Versorger im Normbereich, ein Generalvorwurf an den Fernwärmesektor wäre unangebracht. Empirische Vergleiche zeigen aber, wie weit die Fernwärme Preise auseinandergehen.

Illegitime Übergewinne bei steigenden Brennstoffkosten

Unwirksame Preisformeln können dazu führen, dass die Fernwärmepreise bei höheren Kosten für die Brennstoffe überproportional ansteigen. Das ermöglicht manchen Versorgern extreme Zusatzgewinne.

Was passiert am Energiemarkt?

Wärmemarkt, Gaspreise und die Börse

Brennstoffpreise sind nicht gleich Brennstoffpreise, der Energiemarkt ist komplex. Marktgerechte Beschaffungskosten der Versorger sind essentiell, um verbraucherfreundliche Wärmepreise zu erzielen – insbesondere, wenn Versorger ihre Brennstoffkosten über eine Preisformel direkt an die Kunden weitergeben können. Daher ist sowohl die tatsächliche Brennstoffbeschaffung als auch die Kostenweitergabe der Fernwärmeversorger via Preisformel genau zu prüfen.

Preisentwicklung losgelöst vom Wärmemarkt?

Fernwärme-Preisformeln müssen sowohl die Kostenentwicklung beim Versorger, als auch die Entwicklung der Verbraucherpreise am gesamten Wärmemarkt berücksichtigen. Dabei verschieben manche Versorger das Gewicht sehr stark zu Gunsten Ihrer konkreten Kosten – dadurch wird der Wettbewerb gemieden und der Verbraucher belastet.

Preisformeln mit unangemessener Übergewichtung der Kosten sind von der Rechtsprechung nicht zugelassen.

Fernwärmepreise werden durch mathematische Formeln bestimmt.

Sich über teure Wärmepreise zu beschweren, reicht nicht. Um illegitime Preisgestaltung nachzuweisen, muss die Unwirksamkeit der angewandten Preisanpassungsklauseln belegt werden. § 24 AVBFernwärmeV ist von zentraler Bedeutung.

Es ist essentiell, die mathematischen Mechanismen der Formeln sowie die ausgewählten Indizes zu verstehen.

Drei Vorschläge für die Fernwärme.

Der Fernwärmesektor braucht mehr Wettbewerb, um als Instrument für die Energiewende zu funktionieren. Unsere Idee: Ein zentrales, öffentliches Register mit aktuellen Preisen und Gesamtwirkungsgraden. So sind wirtschaftliche und technisch-ökologische Effizienz im Monopolmarkt Fernwärme immer transparent im Blickpunkt – und die Informationsasymmetrie zwischen Versorgern, Verbrauchern und Politik wird reduziert.

Preisregister

Alle Versorger sollten Ihre aktuellen Preise in einer öffentlichen Datenbank angeben.

Das ermöglicht Verbrauchern einen transparenten Preisvergleich und schafft dadurch Wettbewerbsanreize. Aufwändige manuelle Praktiken wie die Preisabfragen der Kartellämter sind dann automatisiert möglich.

Gesamtwirkungsgrad

Es braucht mehr Fokus auf den Wirkungsgrad.

Jede kWh verlorene Energie schadet der Umwelt, ohne Nutzen zu erzeugen. Daher sollten auch die Gesamtnutzungsgrade jedes Wärmenetzes in einem öffentlichen Register gesammelt werden, inklusive Wirkungsgrad der Erzeugung und Netzverlusten. Das ist nicht nur essentiell für eine preisgünstigere Wärmeversorgung, sondern auch für eine energieeffiziente und klimafreundliche Wärmewende.

Formelgestaltung

Die rechtlichen Vorgaben und die Praxis der Preisformelgestaltung müssen überarbeitet und klarer strukturiert werden.

Die Fernwärme-Verordnung zielt bereits darauf ab, Wettbewerbsanreize zu setzen. Allerdings fehlen konkrete Maßgaben für die Formelerstellung, und Versorger haben in der Praxis zu viele Freiheiten. Wir haben konkrete Vorschläge in der Pipeline.

Transparent und Digital

Ein Beispiel, wie das aussehen könnte: Die einzelnen Versorgungsunternehmen sind nach Primärenergie geclustert, innerhalb jeder Kategorie werden besonders hohe Preise oberhalb der kartellrechtlichen Aufgreifschwelle sofort sichtbar. Via Mausklick in der Legende können Sie die Darstellung anpassen, beim Schweben über die Punkte sehen Sie die jeweiligen Preise und die Stadt.